Elastopave - Ein Erfahrungsbericht
- Peter Klassen
- 5. März 2018
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Dez. 2023
Du beschäftigst Dich mit dem Elastopave®? Prima! Dann bekommt Du zwangsläufig die gängigen Verkaufsargumente vorgehalten: Hohe Wasserdurchlässigkeit, Stabilität, hochwertige Optik. So weit, so gut. Für viele weiterführende Fragen gab es bislang keine verlässlichen Antworten, zum Teil auch weil das Produkt erst wenige Jahre auf dem Markt ist und es bislang schlicht keine Langzeiterfahrungen gab - bis jetzt.
Das Material ist jetzt seit 10 Jahren auf einer Hofeinfahrt und Gehwegen rund um mein Haus in einer Kleinstadt in Ostwestfalen verklebt. Ich bin bei der Kaufentscheidung bewusst das Riskio eingegangen, dass es keine Langzeiterfahrungen gibt und soviel kann ich vorab verraten: Es war meine grösste Fehlinvestition. Aber der Reihe nach.
Das Projekt
Für unser frisch renoviertes Haus wollten wir in 2013 die Hofeinfahrt und alle Fußwege auf dem Grundstück erneuern. Eine zeitlos schöne und saubere Wegdecke mußte her. Wir entschieden uns für Elastopave®, einer polymeren Deckschicht, entwickelt von der Firma BASF®.
Das Produkt hatte uns angetan. Allerdings muß für Elastopave® der Untergrund so vorbereitet werden, dass auch größere Mengen Wasser abfliessen können. Die Wegflächen mussten vorbereitend tief augeschachtet und mit speziellen Kiesschichten verfestigt werden. Auch der tieferliegende Untergrund musste vorbereitet werden, eine 1,5m tiefe Tonschicht zwang uns zahlreiche Löcher mit großem Durchmesser zu bohren und mit einer Kiesdrainage aufzufüllen. Nur so konnte die Basisfunktion von Elastopave® gewährleistet werden, nämlich dass das Regenwasser auch tatsächlich in das Grundwasser abfliessen kann. Eine Umrandung aus Bruchsteinen sollte der verklebten Wegfläche den nötigen seitlichen Halt und eine aufgewertete Optik geben.
Der Anfang vom Ende
Man kann im Umgang mit Elastopave® vieles falsch machen. Oder wenig richtig? Egal, wir hatten ja Spezialisten! Dachten wir zumindest. Wir beauftragten Herrn Manfred Busen von der Fa. H&B aus Gronau, der nach eigenen Angaben verarbeitende Betriebe aus ganz Deutschland zu dem Thema schult. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen oder? Problem dabei: Der anrückende Trupp aus Polen war ebenso wenig qualifiziert wie die Aussagen des Herrn Busen in Verkaufsgesprächen.
Das Ergebnis: Niederschmetternd. Schönheitsfehler wie Unebenheiten an der Oberfläche und aus dem Boden ragende Trennschienenkanten auf der Hofeinfahrt, die eine Bedrohung für Autoreifen darstellen sind die ersten sehr offensichtlichen Verarbeitungsmängel. Viel gravierender aber die mangelhafte Verklebung: Lose Quartzsteine von Beginn an. Schon nach sehr kurzer Zeit bilden sich auf der Einfahrt gewaltige Öberflächenrisse, Verfärbungen und Erosionen, bei denen das Material permanent abgetragen wird, dadurch bilden sich grossflächig Löcher in der Oberfläche aus und die Steinchen verteilten sich rasch überall. Und Herrn Busen? Ist plätzlich gar nicht mehr so hilfsbereit und freundlich. Auch Mängelbehebung ist seine Sache nicht. Es wird schnell klar, diese Wegdecke ist von Beginn an ein Sanierungsfall.
Schlecher Rat ist teurer
Aber wer gibt denn so schnell auf? Das Problem ist ja jetzt bekannt, die mangelhafte Verklebung. Ich erinnerte mich an Verkaufsgespräche, in denen es hieß, dass die Steine auch nachträglich sprühend verklebt werden können, falls mal etwas nachgebessert werden müsse. Eine perfekte Fallback-Lösung also? Woher bekomme ich jetzt Kleber? Auf Herrn Busen konnte ich ja jetzt nicht mehr zählen. Also schnell an's Telefon und Herrn Huckschlag kontaktiert, der mir das Material ursprünglich als Verkäufer der Fa.Hansegrand® angepriesen hatte und zwischenzeitlich als Geschäftsführer der Fa. SmartStreetConcept® Elastopave® vertreibt. Natürlich hilft Herr Huckschlag gerne und ganz pragmatisch. Er liefert den Kleber gar persönlich an einem Sonntagmorgen an. Verarbeitungshinweise seitens des Herstellers gäbe es keine, aber einen guten Rat seinerseits: Kleber und Aceton mischen und los geht's mit der Sprühpumpe! Ich mache mich also daran, den Kleber selber zu versprühen und besprühe zunächst die Partien, wo es am meisten nötig ist. Kann doch nichts schiefgehen, oder?
Dann der Schock. Als der Kleber trocken ist, zeigt sich eine bräunliche Verfärbung des Kiesbelags, der nun gar nicht mehr zum Haus passt. Ach ja, kleben tut es natürlich auch nicht vernünftig. Herr Huckschlag möchte nun nicht mehr helfen. Ich solle den Belag mal kärchern, danach kein guter Rat mehr. Funkstille. Es kommt, wie es nicht kommen soll. Anwalt, Gerichtsverfahren, Gutachten. Dies bestätigt, dass mir der falsche Kleber verkauft wurde. Das hilft der Wegdecke allerdings auch nicht mehr. Nach drei Jahren Rechtsstreit hat der Belag so stark gelitten, dass Verfärbung mittlerweile das kleinste Problem ist.
Der Zahn der Zeit
Nach wenigen Jahren zeigen sich die Schwächen dieses Produktes. Das deutsche Wetter hat dem Belag sein Zeugnis ausgestellt.
Die Verklebung hat mit der Zeit weiter drastisch nachgelassen, der Kies liegt lose. Staub und Schmutz haben sich zwischen die Quartzsteinchen gesetzt und lässt Grün gedeihen. Moos hat sich - nicht nur im Schatten, grossflächig ausgebreitet. Es ist unansehlich geworden, gelinde gesagt.
Was bleibt
Ich investiere gerne in Steine, weil sie ein schönes langes Leben haben. In diesem Fall habe ich einer angeblich innovativen Lösung den Vorzug gegeben und mein Urteilsvermögen über Bord geworfen. Das teure Lehrgeld war schneller fällig, als ich es für möglich gehalten hätte.
Es mag sein, dass eine solche Lösung unter optimalen Bedingungen funktioniert. Wenn es richtig verarbeitet wird, und wenn es nicht zu nass ist. Indoor, vielleicht. Oder wo es trockener ist als bei uns. Darauf wetten würde ich nicht mehr. Ich setze in Zukunft lieber wieder auf bewährte Baustoffe und lokale Anbieter, die ihr Handwerk verstehen.
Hallo, könnte man sich vllt irgendwie in Verbindung setzen um sich mal auszutauschen? Wir stehen gerade ganz am Anfang und müssten später eine ungefähre Fläche von 300qm bedecken. Wie viel hat der ganze Spaß bei euch gekostet?
Würde mich über eine Antwort freuen. LG
Jesaja5511@gmx.de
https://bema-bauchemie.de/basf-elastopave/ Auf der Seite gibt's nen Link zu dem Drainage Gutachten. LG Andreas